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(c)Moto du Senegal 130x180cm 2011 |
Helmut Lindemann
MAL SEHEN
realistische Ölgemälde und kinetische Skulpturen
1.2.2018 bis zum 18.3.2017
Sezession Nordwest in Wilhelmshaven,
Virchowstr. 37,
Begrüßung: Frank Schuppan, 1.Vorsitzender
Einführung: Dr. Maren Hoffmeister, Langenhagen
Helmut Lindemann wurde 1951 in Bremen geboren und erfuhr seine künstlerische Ausbildung bei der Bakenhus-Schülerin Marie Meyer-Glaeseker in Oldenburg.
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(c) H. Lindemann |
Vor einem schweren Theatervorhang hat sich eine Dohle auf ein schlichtes Kiefernholzkästchen niedergelassen und blickt – von der Bühnenbeleuchtung angestrahlt – interessiert umher. Flüchtig betrachtet, könnte es sich um eine Fotografie handeln. Doch wie wahrscheinlich ist ein solches Ereignis in einem Theater anzutreffen?
Diese magisch-realistische Szenerie hat der in Edewecht-Friedrichsfehn lebende Helmut Lindemann 2010 in Öl auf Leinwand „festgehalten“. 1951 in Bremen geboren, brach er ein Studium der Mathematik und Jura in Freiburg und Berlin 1977 ab, um seinem Wunsch folgend, eine künstlerische Ausbildung bei der Bakenhus-Schülerin Marie Meyer-Glaeseker in Oldenburg zu machen. Von ihr erhielt er auch den kritischen Zuspruch zur Umsetzung eigener Vorstellungen, woraus sich sein bis zum Surrealismus und Hyperrealismus reichender Malstil entwickelte.
Der ausgeprägte Realismus der eingangs betrachteten Darstellung lässt an einen historischen Malerwettstreit denken: Im antiken Griechenland galten Zeuxis und Parrhasios als die ausgezeichnetsten Maler ihrer Zeit. Doch wollten beide wissen, wer von ihnen der überlegene sei. Zeuxis malte auf einem Bild derart realistische Trauben, dass Vögel sie aufzupicken versuchten. Somit von seinem Sieg überzeugt, versuchte er den Vorhang vor einem Bild seines Kontrahenten beiseite zu schieben, um die verborgene Darstellung erblicken zu können – und wurde diesmal selbst durch den von Parrhasios meisterhaft gemalten Vorhang getäuscht.
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(c) Helmut Lindemann Krähenflügel Öl auf Leinwand 100x150cm |
Mit einem 1991 gemalten Vergaser erinnert Helmut Lindemann an einen bekannten Klassiker der Nachkriegs-Avantgarde, Konrad Klapheck, der ab den 1950er-Jahren allerlei technische Geräte sachlich-präzise malte, wobei er sie teils rudimentär verfremdete oder völlig irreal komponierte. Gerade die nüchterne und damit technoide Darstellungsweise verführt zu einem nur flüchtigen Hinschauen, das ein Hinterfragen des Gesehenen kaum aufwirft: Weil das Dargestellte so ungeheuer realistisch erscheint, muss es wohl auch „stimmen“.
Umso größer das Erstaunen, wenn man dann den eigenen Irrtum bemerkt – wie in zahlreichen Bildern technischer Gerätschaften von Helmut Lindemann. So irritierte er etwa 1998 mit einem auch noch in realistischer Größe gemalten Fahrrad durch die Vertauschung von Lenker und Sattel. Doch erst der genauere Blick offenbart zahlreiche weitere Verkehrungen, die den eigentlichen Zweck ad absurdum geführt haben. Interessant ist die intellektuelle Parallele zu einem Markstein des Surrealismus, einem Werk René Magrittes von 1929: eine Pfeife mit der Inschrift „Ceci n’est pas une pipe“. Schließlich handelt es sich um das Bild einer Pfeife. Diese Bewusstbarmachung als Teil des Bildes selbst vollzieht Lindemann 2004 bei einem Colt, der augenscheinlich auf ein Blatt Papier gemalt ist, das wiederum an eine imaginierte Wand gepinnt ist.
Aus seinem technischen Interesse und einem großen handwerklichen Vermögen erwachsen mechanische Bild-Welten, die von unsichtbaren Motoren angetrieben eine große Freude am Spiel offenbaren. In ihrer Zweckfreiheit und Komplexität – teils sind sie um akustische und lichttechnische Elemente erweitert – reichen sie durchaus Werken von Jean Tinguely die Hand.
Alexander Langkals
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(c)Helmut Lindemann Jojo Holz und Mechanik 85x85x20cm |
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(c)Moto du Senegal 130x180cm 2011 |
Helmut Lindemann
MAL SEHEN
realistische Ölgemälde und kinetische Skulpturen
1.2.2018 bis zum 18.3.2017
Sezession Nordwest in Wilhelmshaven,
Virchowstr. 37,
Begrüßung: Frank Schuppan, 1.Vorsitzender
Einführung: Dr. Maren Hoffmeister, Langenhagen
Helmut Lindemann wurde 1951 in Bremen geboren und erfuhr seine künstlerische Ausbildung bei der Bakenhus-Schülerin Marie Meyer-Glaeseker in Oldenburg.
Öffnungszeiten. Mi/Do 16:00 – 18:00Uhr
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(c) H. Lindemann |
Vor einem schweren Theatervorhang hat sich eine Dohle auf ein schlichtes Kiefernholzkästchen niedergelassen und blickt – von der Bühnenbeleuchtung angestrahlt – interessiert umher. Flüchtig betrachtet, könnte es sich um eine Fotografie handeln. Doch wie wahrscheinlich ist ein solches Ereignis in einem Theater anzutreffen?
Diese magisch-realistische Szenerie hat der in Edewecht-Friedrichsfehn lebende Helmut Lindemann 2010 in Öl auf Leinwand „festgehalten“. 1951 in Bremen geboren, brach er ein Studium der Mathematik und Jura in Freiburg und Berlin 1977 ab, um seinem Wunsch folgend, eine künstlerische Ausbildung bei der Bakenhus-Schülerin Marie Meyer-Glaeseker in Oldenburg zu machen. Von ihr erhielt er auch den kritischen Zuspruch zur Umsetzung eigener Vorstellungen, woraus sich sein bis zum Surrealismus und Hyperrealismus reichender Malstil entwickelte.
Der ausgeprägte Realismus der eingangs betrachteten Darstellung lässt an einen historischen Malerwettstreit denken: Im antiken Griechenland galten Zeuxis und Parrhasios als die ausgezeichnetsten Maler ihrer Zeit. Doch wollten beide wissen, wer von ihnen der überlegene sei. Zeuxis malte auf einem Bild derart realistische Trauben, dass Vögel sie aufzupicken versuchten. Somit von seinem Sieg überzeugt, versuchte er den Vorhang vor einem Bild seines Kontrahenten beiseite zu schieben, um die verborgene Darstellung erblicken zu können – und wurde diesmal selbst durch den von Parrhasios meisterhaft gemalten Vorhang getäuscht.
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(c) Helmut Lindemann Krähenflügel Öl auf Leinwand 100x150cm |
Mit einem 1991 gemalten Vergaser erinnert Helmut Lindemann an einen bekannten Klassiker der Nachkriegs-Avantgarde, Konrad Klapheck, der ab den 1950er-Jahren allerlei technische Geräte sachlich-präzise malte, wobei er sie teils rudimentär verfremdete oder völlig irreal komponierte. Gerade die nüchterne und damit technoide Darstellungsweise verführt zu einem nur flüchtigen Hinschauen, das ein Hinterfragen des Gesehenen kaum aufwirft: Weil das Dargestellte so ungeheuer realistisch erscheint, muss es wohl auch „stimmen“.
Umso größer das Erstaunen, wenn man dann den eigenen Irrtum bemerkt – wie in zahlreichen Bildern technischer Gerätschaften von Helmut Lindemann. So irritierte er etwa 1998 mit einem auch noch in realistischer Größe gemalten Fahrrad durch die Vertauschung von Lenker und Sattel. Doch erst der genauere Blick offenbart zahlreiche weitere Verkehrungen, die den eigentlichen Zweck ad absurdum geführt haben. Interessant ist die intellektuelle Parallele zu einem Markstein des Surrealismus, einem Werk René Magrittes von 1929: eine Pfeife mit der Inschrift „Ceci n’est pas une pipe“. Schließlich handelt es sich um das Bild einer Pfeife. Diese Bewusstbarmachung als Teil des Bildes selbst vollzieht Lindemann 2004 bei einem Colt, der augenscheinlich auf ein Blatt Papier gemalt ist, das wiederum an eine imaginierte Wand gepinnt ist.
Aus seinem technischen Interesse und einem großen handwerklichen Vermögen erwachsen mechanische Bild-Welten, die von unsichtbaren Motoren angetrieben eine große Freude am Spiel offenbaren. In ihrer Zweckfreiheit und Komplexität – teils sind sie um akustische und lichttechnische Elemente erweitert – reichen sie durchaus Werken von Jean Tinguely die Hand.
Alexander Langkals
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(c)Helmut Lindemann Jojo Holz und Mechanik 85x85x20cm |